Die Schweiz hat zusammen mit der Diplo Foundation ein Pilotprojekt entwickelt, um Sitzungen des UNO-Sicherheitsrats mithilfe künstlicher Intelligenz zugänglicher zu machen. Ab heute sind KI-gestützte Berichte – einschliesslich eines Chatbots – zu zehn ausgewählten Sitzungen online. Dazu gehört auch die offene Debatte über «Frauen, Frieden und Sicherheit» vom 24. Oktober.

 

Bild erstellt durch künstliche Intelligenz mit dem folgenden Prompt: „Zeige einen fotorealistischen Roboter, der am hufeisenförmigen Tisch des Sicherheitsrats in der Sicherheitsratskammer sitzt. Der Roboter macht während einer Sitzung Notizen.“  

Allein im Jahr 2023 tagte der Sicherheitsrat für etwa 600 Stunden. Die Sitzungen enthalten eine Fülle von Informationen, die jedoch nur schwer verwertbar sind: Während öffentliche Sitzungen live auf UN Web TV übertragen werden, kann es mehrere Wochen dauern, bis offizielle Sitzungsprotokolle der Vereinten Nationen veröffentlicht werden. Die Transkripte werden zudem in langen PDF-Dateien geliefert, was die Analyse der Inhalte zeitaufwendig macht.

Künstliche Intelligenz hat grosses Potenzial, die Ratssitzungen als Informationsquelle zu erschliessen, insbesondere für Akteure mit begrenzten Ressourcen. Aus diesem Grund hat die Schweiz in Zusammenarbeit mit der Diplo Foundation, einer von der Schweiz und Malta gegründeten Non-Profit-Organisation, ihre KI-Lösung «DiploGTP» auf Sitzungen und Themen des UNO-Sicherheitsrats trainiert. Das Projekt steht im Einklang mit der Priorität der Schweiz als gewähltes Mitglied, die Effizienz des Rates zu stärken – und mit ihren langjährigen Bemühungen für einen transparenten Sicherheitsrat, die weit über das derzeitige Mandat hinausgehen.

KI-gestützte Berichte zu 10 ausgewählten Sitzungen des Sicherheitsrats

Der Umfang des Pilotprojekts war auf zehn Ratssitzungen beschränkt. Untersucht wurden Veranstaltungen der rotierenden Präsidentschaften des Rats, bei denen implizit oder explizit Aspekte aus der «Neuen Agenda für den Frieden» (New Agenda for Peace) diskutiert wurden.

Jeder der zehn Berichte enthält ein Q&A basierend auf der «Neuen Agenda für den Frieden», ein Wissensdiagramm, einen Bericht pro Redner, einen Bericht nach Schlüsselthemen und eine automatische Abschrift des Livestreams der Sitzung. Darüber hinaus gibt es einen Gesamtbericht, der Inhalte aus allen zehn Debatten zusammenfasst. Dieser Gesamtbericht enthält einen Chatbot, ein Q&A und Statistiken zur Länge der Reden sowie vieles mehr. 

KI-Lösung «DiploGPT»

Die im Projekt verwendete KI-Lösung heisst «DiploGPT», die von der Diplo Foundation entwickelt wurde. DiploGPT kombiniert modernste Spracherkennung, Informationsabfrage und Textgenerierung – sowohl Herstellergebunden als auch Open Source – und erstellt daraus spezialisierte Tools für diplomatische Anwendungsfälle.

DiploGPT wurde bereits bei der Berichterstattung über mehrere hundert multilaterale Treffen eingesetzt, ist jedoch hauptsächlich für Themen aus den Bereichen Cyber- und Technologiediplomatie spezialisiert. Der UNO-Sicherheitsrat ist für das Tool ein relativ neues Terrain. Aus diesem Grund haben die Schweiz und die Diplo Foundation zusammengearbeitet, um DiploGPT zu trainieren. Das Trainingsmaterial umfasste die offiziellen Transkripte von etwa 20 Sitzungen des UNO-Sicherheitsrats sowie die «Neue Agenda für den Frieden», die als Rahmen für die KI-gestützte Berichterstattung diente.