«Was vor zehn oder fünfzehn Jahren noch Science-Fiction war, wird nun zu unserer neuen Realität», erklärte der Schweizer Aussenminister in New York. Am Beispiel der Neurotechnologie beschrieb er, was dies für die Kriegsführung bedeuten könnte. So könnte die Neurotechnologie bald in der Lage sein, die Präzision von Soldaten, ihre Ausdauer und ihre Schmerztoleranz zu erhöhen. Der gemeinsame Einsatz von künstlicher Intelligenz und Neurotechnologie wird schnelle Entscheide ermöglichen, auch bei der Kriegsführung. Die UNO-Charta, das humanitäre Völkerrecht und die Grundsätze der Menschlichkeit müssen auch angesichts dieser Risiken verteidigt werden.
Vor diesem Hintergrund ist die Wahrung des Weltfriedens und der internationalen Sicherheit – die Aufgabe des Sicherheitsrats gemäss der UNO-Charta – umso dringender und komplexer. Der Rat muss daher antizipierend handeln. «Wir müssen uns darauf vorbereiten, die künftigen Herausforderungen der Wissenschaft zu bewältigen. Die Zukunft ist hier und jetzt», unterstrich Bundesrat Cassis. Der Sicherheitsrat soll sich vertieft mit den Folgen bahnbrechender wissenschaftlicher Entwicklungen und neuen Technologien auseinandersetzen und sich bei seiner Arbeit auf das Fachwissen von Expertinnen und Experten stützen. Dazu zählt insbesondere auch die Stiftung Geneva Science and Diplomacy Anticipator (GESDA), welche die Schweiz 2019 gegründet hat.
«Der Sicherheitsrat hat die Pflicht, in die Antizipation zu investieren», betonte der EDA-Vorsteher und empfahl, dass der UNO-Generalsekretär den Rat regelmässig über wissenschaftliche Fortschritte und deren potenzielle Folgen auf den Frieden informiert, um dies zu erreichen. Die Schweiz bietet an, den Wissensaustausch zwischen dem Sicherheitsrat und wissenschaftlichen Akteuren – insbesondere aus dem internationalen Genf – weiterhin zu unterstützen.
Mit dieser Ratssitzung – der ersten Vorzeigeveranstaltung während ihrem zweiten Ratsvorsitz – stellte die Schweiz, ihre Priorität «nachhaltigen Frieden fördern» in den Vordergrund. Bereits während der ersten Schweizer Ratspräsidentschaft im Mai 2023 unterstrich Bundesrat Cassis in New York, dass der Aufbau von gegenseitigem Vertrauen für Frieden und Sicherheit zentral sei, wobei die Wissenschaft eine wichtige Rolle spiele.